Die jetzt bekannt wurde, wird die neue Nesserlander Schleuse die Große Schleuse in punkto Seeverkehr nicht entscheidend entlasten. Sie wird zwar mit 180 Metern Kammerlänge deutlich größer, aber trotzdem reicht die Breite von 18 Metern für kleine Autotransporter nicht mehr aus.
Damit bleibt die Belastung für die Große Seeschleuse in Emden weiterhin auf hohem Niveau. Wie groß die Belastung und Abnutzung tatsächlich ist kann nach Aussagen der Hafengesellschaft Niedersachsen Ports allerdings erst ermittelt werden, wenn die Nesserlander Schleuse in Betrieb gegangen ist – für eine entsprechende Untersuchung muss der Schleusenbetrieb ruhen und das kann sich der Emder Hafen mit nur eine Schleuse nicht erlauben. Eine Bauwerksuntersuchung wird damit frühestens 2015/16 möglich sein.
Dass die Seeschleuse weitaus stärker belastet wird, ist dagegen allen Beteiligten klar. Am vergangenen Mittwoch wurde nach mehrmonatiger Reparatur das Haupttor der Großen Seeschleuse wieder eingesetzt.
Das ausgeschwommene Ersatztor soll jetzt umgehend wieder in Stand gesetzt werden, um im Falle eines erneuten Torausfalls eingesetzt werden zu können. Der Abrieb am von Mai bis jetzt eingesetzten, auf Kufen laufenden Ersatztor betrug 8 Zentimeter. Zwei Tage wird es dauern, neue Kufen ans Tor zu schweißen.
Noch im August hatte N-Ports erklärt, ein Neubau der Großen Seeschleuse sei kein Thema. Der damalige Sprecher der Hafengesellschaft sagte, man gehe davon aus, dass die alte Schleuse weitere 20 Jahre betrieben werden könne. Doch bereits zu dem Zeitpunkt war das bis dahin eingesetzte Rad-Schienen-System, auf dem die Tore normalerweise laufen, durch die Mehrbelastung nicht mehr nutzbar. Das jetzt ausgewechselte Ersatztor und das reguläre Tor laufen seitdem auf Kufen.
2010 war ein erster Entwurf für einen Schleusenneubau bekannt geworden. Entwickelt wurde dieser Entwurf von einem inzwischen dort nicht mehr beschäftigten Ingenieur. Dieser regte an 2012/13 mit den Planungen zu beginnen (wir berichteten). Sein damaliger Chef sah und sieht das anders. Gegenüber der Presse sprach er von einem störungsfreien Betrieb für die nächsten zehn bis 15 Jahre und keiner Notwendigkeit für einen Neubau.