Sie sind einfach genial! Wer es versteht, ihr Auswehverhalten richtig zu deuten, wird erfolgreich Segeln. Woll- und Spinnakertuch-Windfäden sind preisgünstig und zeigen die aerodynamischen Verhältnisse in den Segeln perfekt an. Jeder Segelmacher sollte sie daher standardmäßig mitliefern.

1. Großsegel

Drei, etwa 20 Zentimeter lange und einen Zentimeter breite Spinnakertuch-Streifen werden - gleichmäßig über die obere Hälfte des Achterlieks verteilt - sicher befestigt, sprich: angenäht.
Diese Fäden signalisieren, wenn ein Großsegel zu dicht geholt, oder zu sehr verwunden getrimmt wird. Bei einem ordnungsgemäß geschoteten Großsegel wehen die beiden unteren Fäden waagerecht nach achtern. Der obere wird wechselweise ebenso, oder in Lee nach vorn flattern. Ist die Schot zu gering dichtgeholt, dann wird auch der obere Faden ständig nach achtern wehen. Bei zu sehr gespanntem Achterliek (Schot zu dicht) werden auch der mittlere und gar der untere Fäden nach Lee und nach vorn umklappen.

Bei der Anbringung aller Fäden sollte darauf geachtet werden, diese nicht an Liekverdickungen, z.B. hinter Lattentaschen zu plazieren. Auch sollten sie an der selben Seite des Achterlieks befestigt werden. Beides führt zu Verfälschungen der Anzeige. 

2. Vorsegel

Sechs Wollfäden, drei auf jeder Seite im Vorlieksbereich signalisieren dem Rudergänger den Einfallswinkel des Windes auf das Vorsegel. Auch lassen sich diese sehr wirkungsvoll für die richtige Einstellung der Schot-Holepunkte nutzen.

Je drei, etwa 15 Zentimeter lange Wollfäden werden - gleichmäßig - über die Vorliekslänge verteilt - beidseitig im vorderen Segelbereich aufgeklebt, Abstand zum Vorliek etwa 30 bis 50 Zentimeter. Sie sollten dunkelfarbig sein, damit die wichtigere Leeströmung besser sichtbar durch das Tuch hindurchschimmert. Ein Fenster im Bereich des unteren Fadenpaares ist hierfür noch besser. Es sollte so groß sein, daß die Fäden sich nicht an der Zickzack-Naht des Segelmachers verhaken können. Eine höhenversetzte Plazierung (Backbord/steuerbord) erleichtert es zusätzlich, Lee- und Luv-faden voneinander unterscheiden zu können.

Zur Funktion: Steuert der Rudergänger bei leichtem bis mäßigen Wind auf einem Amwind-Kurs im richtigen Winkel zum Wind und stimmt der Schot-Holepunkt, dann werden alle sechs Wollfäden annähernd waagerecht nach achtern flattern. Läuft das Boot jedoch zu hoch, dann beginnen die Luv-Fäden unruhig nach oben, gar desolat rundum zu wehen. Die Lee-Fäden zeigen unbeirrt nach achtern. Mit zunehmendem Wind dürfen die Luv-Fäden auch zunehmend schräg nach oben zu wehen. Wichtig auch jetzt noch: Die Lee-Fäden bleiben waagerecht.

Ist der Steuermann zu weit abgefallen, dann klappen die leewärtigen Fäden abrupt nach oben, unten oder gar nach vorn. Die Luv-Fäden zeigen dabei weiterhin nach achtern. Jetzt ist die Leeströmung abgerissen. Die vorher noch anliegende Strömung hat sich zu einem chaotischen Tubolenzwirrwar gewandelt. Der Vortrieb geht drastisch zurück. Eine ähnliche Situation ist von der Luftfahrt her bekannt. Wird ein Flugzeug "überzogen" (es fliegt zu steil nach oben, oder zu langsam), dann führt das ebenfalls zum Abreissen der Windströmung auf der Tragflügel-Oberseite.

Die Lee-Strömung an einem Segel ist weitaus wichtiger, als die in Luv. Warum? Hierzu ein Vergleich, auch wenn dieser etwas hinkt, er verdeutlicht. Ein Flugzeug fällt nicht herunter, weil die Tragflächen Winddruck von unten erhalten; vielmehr ist der erheblich stärkerer Unterdruck auf der gewölbten Tragflächen-Oberseite hierfür verantwortlich. Analoges gilt auch für die konvexe Profil-Leeseite eines Segels.
Die Windfäden können noch mehr anzeigen. Sie helfen, den richtigen Schot-Holepunkt Amwind und raumschots zu finden. Angenommen, der Amwind-Holepunkt stimmt. Geht der Rudergänger jetzt etwas zu hoch an den Wind, dann werden alle drei Luv-Fäden in gleicher Weise schräg nach oben flattern. Ist der Holepunkt jedoch zu weit vorn, dann wird der untere Faden unruhig zu wehen beginnen, während die beiden oberen nach achtern zeigen. Das Vorsegel ist im unteren Teil zu bauchig. Analoges gilt bei zu weit achtern liegendem Holepunkt. Dann ist das Segel zu offen. Dieses wird der obere Faden durch unruhiges Verhalten signalisieren, die beiden unteren wehen hingegen noch waagerecht. Der richtige Holepunkt wird an Deck markiert.

Auf Raumschots-Kursen muß der Holepunkt nach vorn verlegt werden, weil beim Fieren der Schot das Schothorn zu steigen beginnt. Die Folge: Das Segel verwindet nach oben hin. Das übermäßig geöffnete Achterliek muß wieder etwas geschlossen werden. Das läßt sich durch Holepunktverlagerung nach vorn korrigieren. Man verfährt dabei mit den Windfäden, wie auf einem Amwind-Kurs beschrieben. Beträgt z.B. der Einfaliswinkel des scheinbaren Windes 90 Grad, dann wird auch dieser Holepunkt auf der Schiene markiert, Z.B. mit der Zahl 90. Bei Vorsegel-Rollreffanlagen ist es erforderlich, daß beim Reffen der Schot-Holepunkt nach vorn verlagert wird. Denn sonst kommt Lose auf das Achterliek, das Vorsegel öffnet sich mit zunehmen der Verkleinerung der Fläche. Die Folge: Das Boot wird luvgierig, denn es reduziert sich der Segeldruck vor dem Drehpunkt des Unterwasser- Lateral-Schwerpunktes. Auch diese Holepunkte können mit Hilfe weiter achtern im Segel angebrachter Wolltäden exakt eingestellt werden. In der Praxis genügen drei Reffstufen. Diese werden beispielsweise mit Nylon-Segelnummern-Tuch am Unterliek gekennzeichnet. Zu jeder Reffstufe wird an Deck eine Markierung angebracht.

Selbstwendefocks reagieren äußerst empfindlich, wenn der Schotzug zu groß und/oder der Schot-Holepunkt falsch ist. Besonders bei diesen Segeln ist ein Spinnakertuch-Streifen im oberen Bereich des Achterlieks zweckmäßig. Wird die Schot zu dicht geholt, dann schließt sich unverzüglich das Achterliek. Der Tuchstreifen weht nach Lee und nach vorn. Wird jetzt die Schot auch nur ein wenig gefiert, dann verläßt der Wind das Segel ordnungsgemäß. Der richtige Trimm ist erreicht, wenn dieser Faden und auch der obere Luv-Wollfaden einigermaßen nach achtern wehen.


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