Egal ob Topp- oder Teilrigg, schon beim Stellen entscheidet sich, ob das Rigg optimal ausgenutzt wird. Segeltrimm und ein glattes Unterwasserschiff sind witzlos, wenn durch schlechten Trimm Vortrieb verloren geht.
Mast stellen
Die ersten Schritte für das Setzen des Mastes finden statt, während dieser auf den Böcken liegt. Prüfen Sie, ob der Mast und alle daran befestigten Teile vollständig sind und funktionsfähig an der richtigen Stelle sitzen: Ist der Windex da? Sind alle Fallen richtig herum eingeschoren? Sind alle Wanten gesichert?
Dann ist die eigentliche Vorbereitung an der Reihe: Die Wanten und Stage müssen sortiert werden. Lösen Sie alle Bändsel, die im Laufe des Winters und auch noch beim Transport wichtig gewesen sind. Nur am Mastfuß bleiben die Drähte an den Mast gebunden – damit sie zur Hand sind und nicht in der Gegend herumschlagen.
Kranen
Wenn der Mast unter den Kran gerollt werden soll, spielen Sie den nächsten Schritt zuerst in Gedanken durch: Wie schwenkt der Mastkran? In welche Richtung muß der Bug weisen, wenn die Vorderkante des Mastes nach oben zeigt? Wo liegt dessen Schwerpunkt?
Üblicherweise sollte sich der Mast auf der Karre befinden. Ist das nicht der Fall, trägt ihn nicht die Karre, sondern der Rigger – und das kann schwer werden.
Die Schlaufe am Kranhaken sollte dann leicht über dem Schwerpunkt angeschlagen werden. Das ist wichtig, denn liegt sie darunter, würde der Mast sich um seine Querachse drehen und schlimmstenfalls mit dem Windex voran in den Schlick rauschen. Andererseits muß jeder Zentimeter, den die Schlaufe über dem Schwerpunkt liegt, mit hochgekurbelt werden! Trotzdem: Sicherheit geht vor!
Wenn der Mast im Kran hängt, hat derjenige, der den Mastfuß führt, eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn er kann am wirkungsvollsten verhindern, daß Antennen und Windex am Kran zu Schaden kommen.
Drähte
Der Mast wird vorsichtig und mit Bedacht abgesenkt und auf seinen Fuß gestellt. Jetzt ist es Zeit, die Drähte zügig und ohne Hektik an den Püttingen zu befestigen. Die Reihenfolge: Vorstag, Oberwanten, gegebenenfalls das Achterstag, am Schluß die Unterwanten und Mittelwanten spannen.
Wenn der Mast bei starkem Wind gestellt wird, macht es Sinn, die Reihenfolge zu durchbrechen und zuerst die Luvwanten fertigzumachen. Bewegen Sie sich dabei vorsichtig über Deck, und bringen Sie den Rumpf nicht unnötig zum Schaukeln, denn das ganze System ist in sich ziemlich labil, wenn der Mast auch immer noch völlig sicher im Kran hängt. Drehen Sie die Spanner etwas mehr als handwarm an, damit dem Rigg auch bei Wind nichts mehr passieren kann.
Versichern Sie sich, daß Püttinge, Wantenspanner, Draht und Terminal immer in Flucht sind und sich keine Knicks zeigen!
Jetzt ist das Rigg gesichert, und die Schlaufe am Kranhaken kann gefiert werden. Bei hohen Masten ist es manchmal nicht zu vermeiden, daß dazu jemand bis zur ersten Saling ins Rigg muß. Kein Problem, das sollte es jetzt schon aushalten.
Zum Trimm darf das Großsegel nicht in die Nut eingeführt sein, damit es beim Peilen nicht stört.
Durchgehend oder an Deck?
Eigner von Yachten mit an Deck stehenden Masten können jetzt mit dem Trimm beginnen. Steht der Mast aber auf dem Kiel, sind einige Vorarbeiten notwendig.
Die Art, wie durchgesteckte Masten getrimmt werden, hängt davon ab, ob die Mastspur zu verstellen ist. Zuerst muß sicher sein, daß der Mast in der Fischung, Decksdurchführung, nirgends anliegt, damit er dem Deck keinen Schaden zufügt.
Peilen Sie am Mast entlang, um festzustellen, ob er nach vorne geneigt ist. Ist das der Fall, verschieben Sie ihn in der Spur nach vorne. Wenn das nicht möglich ist, muß der Fall mit den Wanten ausgeglichen werden.
Der Mast wird mit Hartgummikeilen in Position gehalten. Die Spuren oder, noch besser, Markierungen der letzten Saison zeigen, wo und wie weit die Keile hineingetrieben werden müssen. Zur Not hilft Spülmittel. Ein guter Trick ist es, den vordersten Keil freizulassen und den Mast per Winsch nach achtern zu ziehen, bis für den letzten Keil Platz ist.
Der Trimm
Was soll beim Trimm herauskommen? Ein in Längsrichtung gerader Mast, der eine leichte Biegung nach vorne und einen leicht achterlichen Fall aufweist!
Dazu sollten Sie erst das Vorstag anziehen, denn damit wird der Mastfall eingestellt. Scheint der Mast nach vorne zu kippen, wird das Vorstag gelöst. Bei Toppriggs wird die Lose mit dem Achterstag herausgeholt, bei Teilriggs werden die Backstagen, aber auch die Oberwanten benutzt.
Auf der sicheren Seite bleibt man, wenn der Mast nicht weiter nach achtern geneigt ist als sein Längsdurchmesser. Bei 7/8-Regattariggs kann dieses Maß allerdings weit überschritten werden, um die optimale Leistung zu erhalten.
Die Wanten
Die Oberwanten sollen den Topp mittschiffs zentrieren. Beide Seiten werden so weit wie von Hand möglich gleich stark angezogen. Alles weitere können Sie mit Schraubenschlüsseln erledigen. Die Vorspannung sollte nicht mehr als 20 Prozent der Bruchlast betragen. Der entsprechende Reck beträgt bei Draht etwa vier bis fünf Millimeter pro Meter Wantenlänge, bei Rod zwei bis drei Millimeter.
Ein Beispiel: Wenn Sie bei Ihren Drahtwanten eine Länge von 15 Metern messen, dann müssen die Spanner auf beiden Seiten um vier mal 15 Millimeter, also 60 Millimeter angedreht werden. Die Spanner werden mit dem Bandmaß nachgemessen.
Die Salinge
Bei Teilriggs sind die Salinge meistens gepfeilt. Sie greifen sowohl in Längs- als auch in Querrichtung an. Bei starkem Druck auf den Oberwanten biegen sie den Mast in der Mitte nach vorne durch. Die Oberwanten erfüllen also bei Teilriggs eine Doppelfunktion.
Die Wichtigkeit des korrekten Winkels der Salinge wird dabei gerne übersehen. Horizontale Salinge sind schon schlimm genug, aber wenn sie nach unten zeigen, können sie den Druck der Wanten nicht aufnehmen. Im schlimmsten Fall knicken sie ab.
Die Saling muß den Winkel zwischen dem oberen und unteren Teil der Wanten halbieren. Das heißt, daß die Salinge auf jeden Fall etwas aufwärts weisen müssen. Mit am Want befestigten Kabelbindern läßt sich verhindern, daß die Salinge rutschen.
Die Unterwanten werden beim Trimmen unterschiedlich eingesetzt. Wenn es bei Topp-riggs Unterwantenpaare gibt, sorgen die vorderen Unterwanten, sonst das Babystag, für die Mastbiegung nach vorne und verhindern, daß der Mast in der Mitte nach achtern biegen kann. Die achteren Unterwanten helfen, den Mast in Längsrichtung gerade zu halten.
Die Unterwanten müssen, weil sie kürzer sind als die Oberwanten, auch weniger gespannt werden. Bei Ein-Saling-Riggs ist die Spannstrecke gegenüber den Oberwanten 50, bei Zwei-Saling-Riggs 40 und bei Drei-Saling-Riggs 33 Prozent. Bei dem oben genannten Beispiel heißt das für ein Zwei-Saling-Rigg eine Strecke von 0,4 mal 60 Millimeter, also 24 Millimeter für die Unterwanten.
Die Mittelwanten
Handelt es sich um ein Teilrigg, dann wird die Vorbiegung hauptsächlich durch die Oberwanten erzeugt. Alle weiteren unterstützen diese Biegung und kontrollieren die Saling, an der sie in den Mast geführt werden.
Wenn dieser Schritt erledigt ist, müssen gegebenenfalls die Mittelwanten bearbeitet werden. Auch diese werden zunächst von Hand angezogen, wobei Sie darauf achten sollten, daß der Mast in Querrichtung gerade bleibt. Die Spannung muß nied-riger sein als bei den anderen Wanten, wobei es zwei verschiedene Modelle gibt:
Die Mittelwanten können bis an Deck durchgehen, dann brauchen sie relativ viel Spannung. Bei zwei Salingen sind es 20 Prozent der Spannstrecke der Oberwanten, bei drei Salingen brauchen die oberen Mittelwanten 10 Prozent und die unteren 15 Prozent.
Wenn die Mittelwanten je-doch auf den Salingen enden, sind sie viel kürzer und werden bei einem Zwei-Saling-Rigg nur mit 10 Prozent angezogen. Ist das Rigg auf diese Weise vorgetrimmt, ist es ein Kinderspiel, den Feintrimm bei einer leichten Brise während des Segelns vorzunehmen.
Warum Vorbiegung?
Die Mastbiegung hat Einfluß auf die Segeleigenschaften, weil sie das Segelprofil bestimmt. Weht der Wind kräftig, soll das Segelprofil flach sein, bei wenig Wind bauchig. Steht der Mast gerade mit weich angezogenem Achterstag, zieht die Genua bei viel Wind den oberen Mast nach vorne. Das Groß zieht dabei die Mastmitte nach achtern.
Das Resultat wäre eine Biegung nach achtern. Diese erzeugt genau den falschen Effekt: Je stärker der Wind, desto mehr Bauch bekommen die Segel, und desto mehr Druck entwickelt sich. Außerdem entsteht natürlich Bruchgefahr. Deswegen erleichtert eine Vorbiegung des Mastes den windabhängigen Trimm. Das Achterstag ist dafür zuständig. Um Druck vom Rumpf zu nehmen, sollte es allerdings im Hafen entspannt werden.
Die Biegung sollte die Form einer gleichmäßigen Kurve vom Deck zum Masttopp besitzen. Eine Faustregel besagt, die Mastmitte etwa um die Hälfte des Längsdurchmessers nach vorne zu ziehen.
Warum Mastfall?
Mit Mastfall wird die Neigung des Mastes bezeichnet. Üblicherweise wird der Mast nach achtern geneigt, denn der Grad des Mastfalls beeinflußt die Steuereigenschaften. Mehr Fall macht die Yacht luvgieriger, weil der Segeldruckpunkt gegenüber dem Lateraldruckpunkt nach achtern auswandert. Dementsprechend macht weniger Mastfall die Yacht weniger luvgierig.
Nach vorn ist Vorsicht geboten! Neigt sich der Mast, etwa wegen eines zu kurzen Vorstags, nach vorne, ist Vorsicht geboten. Er ist dann für eine spontane Durchbiegung in der falschen Richtung, nämlich nach achtern, sehr anfällig.
Der Fall sollte sich zwischen 0,5 und 3,5 Grad bewegen. Das hängt davon ab, ob es sich um ein Topp- oder ein Teilrigg handelt und zum Regatta- oder Fahrtensegeln benutzt wird. Fahrtenriggs stehen eher gerade mit weniger Fall.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, prüfen Sie ihn mit Hilfe eines Gewichtes am Großfall. Die Distanz zwischen Hinterkante Mast und Großfall ergibt die Mastneigung.