Seit einiger Zeit wird um einen neuen Emder Hafen am Rysumer Nacken gerungen (wir berichteten) – dieses Ringen wird wohl auch noch etwas andauern.
Bei einer Pressekonferenz der Stadt Emden, der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) und Niedersachsen-Ports (N-Ports) war jetzt von mindestens sechs Jahren die Rede. Die IHK möchte den Hafen schneller realisieren, aber mit im Boot sitzen eben auch die Stadt Emden und N-Ports. IHK-Präsident Wilhelm-Alfred Brüning brachte es auf den Punkt: „Es dauert viel zu lange.“
Auf der Pressekonferenz wurde das Riesenprojekt vorgestellt. Den Kern des neuen Hafens bildet ein 25 Hektar großes Terminal – das entspricht einer Fläche von ca. 50 Fußballfeldern. Dieses soll sich laut N-Ports Geschäftsführer Hans-Joachim Uhlendorf nicht negativ auf die Ems auswirken. Er nannte es „emsverträglich“. Vor dem Pressegespräch waren bereits die Vertreter der Naturschutz- und Entwässerungsverbände über dieses Ergebnis informiert worden.
Der neue Hafen soll nach den aktuellen Planungen aus zwei Teilen bestehen. Teil eins ist eine ca. 133 Hektar große Fläche auf dem Rysumer Nacken für Lagerhall und Fertigungsstätten. Da dort bereits Windenergieanlagen stehen ist die Nutzung allerdings eingeschränkt.
Der zweite und für die Ems relevante Teil zwei ist das 25 Hektar große Terminal. Hier sollen künftig Schiffe der neusten Generation s.g. Errichterschiffe mit einem Tiefgang von bis zu 12 Metern anlegen können. Ein Blick auf die Tiefenlinien der aktuellen Seekarte zeigt allerdings: Ohne massiven Eingriff in den Uferbereich kann dies nicht umgesetzt werden. Ziel ist es an diesem Terminal 140 bis 150 der ganz großen Off-Shore-Windenergieanlagen pro Jahr zu verladen.
Die technische Machbarkeit sei erwiesen, behauptet N-Ports und jetzt beginne die Planung. Bevor allerdings überhaupt etwas am Rysumer Nacken passiert, muss das Hafenprojekt einen Planfeststellungsbeschluss erhalten. Und dieses Verfahren kann sich über Jahre hinziehen.
In diesem Jahr sollen zunächst Gutachten zur Wirtschaftlichkeit und zur Umweltverträglichkeit eingeholt werden. Die Finanzierung ist allerdings noch völlig ungeklärt. N-Ports will erst bauen, wenn Firmen sich verpflichten, die neuen Hafenflächen auch zu nutzen. Die IHK wünscht sich dagegen, dass das Land auch ohne einen Investor Tatsachen schafft. Sie verwies auf Eemshaven, wo das Off-Shore-Geschäft schon laufe. Auch die Höhe der Kosten könne schlecht geschätzt werden. Man geht aber insgesamt von einem dreistelligen Millionenbetrag aus. Hinzu kämen noch die Kosten für die Straßen- und Bahnanbindung.
Erste Äußerungen, wonach eine Eröffnung 2019 möglich sei, wurden inzwischen verworfen. Man müsse hier eher in Jahrzehnten denken, hieß es nun.
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