Bereits von weitem waren Sie zu sehen: Die gigantischen Brücken für den neuen Jade-Weser-Port. Bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel trafen sie auf Spezialfrachtern ein. Doch ob sie für den Probebetrieb im Mai nun montiert werden können, bleibt unklar.
Die in China gefertigten und auf dem Seeweg inzwischen gelieferten Containerkräne sind fristgerecht eingetroffen. Doch der Untergrund bereitet den Bauherren sorgen. In den letzten Wochen fanden sich in der neuen Spundwand 55 s.g. Schlosssprengungen. Hierbei handelt es sich um auseinander gedrückte Spundwände, die nun den dahinterliegenden Sand in die Jade freigeben. Doch gerade auf der Kaje dieser Spundwand sollen die neuen Kräne stehen.
Bemerkt hatte den Sandeintrag zunächst ein Saugbagger, der aus der Jade plötzlich sortenreinen Füllsand in Baustellenqualität förderte. Die Löcher in der neuen Spundwand befinden sich nämlich unterhalb der Wasserlinie und wurden von den Bauarbeitern an Land nicht bemerkt.
Die beschädigten Stellen in der Spundwand sollen mit zwei Methoden repariert werden. Wenn Sand hinter der Spundwand liegt, wird Zement in den Boden gepresst, um ihn zu verfestigen. Damit soll ein weiteres Auswaschen von Sand verhindert werden. Dort wo sich Lehm oder Klei befindet sei das nach Betreiberangaben nicht nötig. Auf der Vorderseite werden Segmentplatten angeschweißt, um die Risse zu überbrücken.
Die Hafenbetreiber und das Land Niedersachsen gehen nicht davon aus, dass die Stabilität der Kaje hierdurch beeinträchtigt sei. Trotzdem sollen die Schäden mit Hochdruck beseitigt werden. Ein unsicherer Untergrund wäre für die 126 Meter hohen und jeweils rund 1800 Tonnen schweren Spezialkräne sicher auch fatal.
Das mit einem möglichen Tiefgang von bis zu 18 Metern ansteuerbare Containerterminal - Deutschlands einziger Tiefwasserhafen – soll wie geplant im Mai in den Probebetrieb gehen und Anfang August offiziell eröffnet werden. An diesem Zeitplan halten die Bauherrn trotz der Schäden fest.
Der 950 Millionen Euro teure Jade-Weser-Port ist vor allem als Transithafen ausgelegt. Die Anbindungen per Straße und Schiene ins Inland sind wenig ausgeprägt. Hier sollen künftig bis zu 2,7 Millionen Container pro Jahr umgeschlagen werden. Die großen Frachter aus Fernost sollen in Wilhelmshaven künftig vor allem Container für den Weitertransport in die Ostseeregion anlanden. Kleinere Containerschiffe bringen die Stahlboxen dann zu ihren Zielhäfen in Skandinavien, Osteuropa und Russland.
Streit gibt es inzwischen auch über die s.g. Konzessionsabgabe, welche die Hafengesellschaft bei den Schlepperunternehmen kassieren möchte. Ein Betrieb hatte dagegen vor dem Oberlandesgericht Oldenburg geklagt. Das Oberlandesgericht entschied jetzt, dass von einem rechtswidrigen Eingriff in den Gewerbebetrieb der Antragstellerin und in die freie Berufsausübung nach Artikel 12 Grundgesetz auszugehen sei. Eine Rechtsgrundlage für die Erhebung eines Entgeltes sei nicht ersichtlich.