Im Winter stehen die meisten Boote hoch und trocken im Winterlager. Wirklich trocken? Wer sich die Mühe macht, die Luftfeuchtigkeit in einer durchschnittlichen Winterlagerhalle oder gar unter der Abdeckplane eines im Freien gelagerten Bootes mit einem Hygrometer zu messen, wird eines Besseren belehrt. Werte zwischen 70 % und 80 % Luftfeuchtigkeit sind keine Seltenheit. Oft liegt der Feuchte-Wert deutlich darüber.
Die Folge: Stockflecken in Textilien, Korrosion an Motor und Elektrik, Geruchsbildung und im schlimmsten Fall sogar Schimmel in der Kajüte.
Abhilfe bringen so genannte Luftentfeuchter, die man in jedem Baumarkt bekommt. Neben den vergleichsweise teuren elektrischen Luftentfeuchtern, die in erster Linie beim Hausbau oder im heimischen Keller eingesetzt werden, gibt es die preiswerte Variante der chemischen Luftentfeuchter. Sie kosten zwischen 10 Euro und 30 Euro und arbeiten ohne externe Energiezufuhr, sind somit fürs Winterlager kleiner und mittlerer Boote bis etwa 10 m Länge wie geschaffen. Ihre Funktion beruht auf der chemischen Zusammensetzung eines Granulats, dem so genannten Calciumchlorid. Dieser salzähnliche Stoff ist stark hygroskopisch, wie der Fachmann sagt. Vereinfacht ausgedrückt bindet er die Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft. Zunächst wird die Feuchtigkeit dabei von den Salzkristallen aufgenommen und tropft dann als Lösung in einen speziellen Auffangbehälter, über den alle Luftentfeuchter verfügen. Dieser Vorgang hält so lange an, bis das Salz (Calciumchlorid) aufgebraucht ist. Je nach Gerätegröße, Umgebungstemperatur und Höhe der Luftfeuchtigkeit geben die Hersteller eine Funktionsdauer von 2 Monaten bis etwa 5 Monaten an. Unsere Erfahrungen zeigen, dass ein 1-kg-Gerät für ein 6-m-Kajütboot (Hallenstellplatz) etwa 3 Monate ausreicht. Für die gesamte Winterlagerperiode (6 Monate) benötigt man also rund 2 kg Calciumchlorid, das man für alle Geräte auch als Nachfüllpack bekommt. Man muss also nicht den gesamten Luftentfeuchter ersetzen, sondern nur den Granulatbeutel. Wichtig ist jedoch, dass man die anfallende Flüssigkeit (Salzlösung) von Zeit zu Zeit aus dem Auffangbehälter entfernt.
Welcher Entfeuchter?
Grundsätzlich gilt, je niedriger die Umgebungstemperatur, desto geringer die Funktion, desto länger die Haltbarkeit des Luftentfeuchters. Aus diesem Grund kann man in kälteren, trockenen Wintern die Überwachungsintervalle länger wählen als in feuchten, warmen Wintermonaten. Beim Umgang mit den Luftentfeuchtern ist weiterhin zu beachten, dass der Inhaltsstoff der Granulatbeutel Hautreizungen hervorrufen kann und deshalb nicht mit bloßen Händen berührt werden darf.
Welcher Marke man den Vorzug gibt, spielt letztlich keine Rolle. Die Funktion ist bei allen Geräten gleich, das Design Geschmackssache. Vernünftigerweise trifft man die Auswahl nach dem Preis pro Kilogramm Inhaltsstoff. Für kleine Sportboote sind 1/2-kg-Geräte sinnvoll, für Kajütboote bis 8 m sollte man 1-kg-Geräte mit größerem Auffangbehälter wählen, um nicht laufend nach dem Flüssigkeitsstand schauen zu müssen. Ist das Boot größer, ist der Einsatz von zwei 1-kg-Luftentfeuchtern sinnvoll, zumal man dann einen im Salon und den anderen in der Kabine positionieren kann.
Wohin mit dem Gerät?
Der Standort der Luftentfeuchter ist grundsätzlich egal, man sollte nur für sicheren Stand auf einer ebenen Fläche und ausreichende Belüftung sorgen. Ausgelaufene Flüssigkeit kann Stoffe verfärben oder Holzoberflächen auf Grund des hohen Salzgehaltes angreifen. Wer auf Nummer sicher gehen will, stellt den Luftentfeuchter auf ein Stück Teppichrest. Außer fürs Winterlager eignen sich Luftentfeuchter aber auch für den Sommer-Einsatz. Auch dann ist genügend Luftfeuchtigkeit durch Kondens- oder Regenwasser im Boot, die es zu beseitigen gilt. Speziell für Backskisten oder unzureichend belüftete Schränke eignen sich die kleineren 1/2-kg-Geräte am besten, weil sie Platz sparend und einfach zu positionieren sind.