Im Gegensatz zu grünen Pflanzen brauchen Pilze zum Überleben Nahrung aus organischen Materialien. Z.B. Pflanzenreste,tote Tiere, aber auch Öl, Plastik, Segel und Persenningstoff. Sie sind dabei ausgesprochen anspruchslos. Pilze fressen fast alles. Selbst Vergütungsschichten von Kameraobjektiven oder Filme. Schimmelpilze haben Zellwände aus Chitin, einer Polyzuckerart. Auch Zellulose ist ein Polyzucker. Zellulose verspeisen Schimmelpilze gern, und Baumwolle besteht aus Zellulose. Auch viele Persenninge...
Es lassen gibt über 100 Schimmelsorten. Manche der ungefährlichen lieben wir als Käseveredler, aber nicht alle Arten sind harmlos: Sie können allergische Reaktionen auslösen, wobei die Ursache oft lange unentdeckt bleibt. Aspergillus-Arten,z.B der schwarze Hausschimmel, können zu schweren Lungen und Bronchialerkrankungen führen. Aspergillus flavus (gelber Schimmel)gilt als krebserregend und leberschädigend.
Schimmel liebt es feucht und warm
Falsche Konstruktion, unzureichende Isolierung, mangelhafte Belüftung und falsche Materialien begünstigen die Schimmelbildung. Schimmelpilzbefall ist im Bordalltag allgegenwärtig vor allem an Tuchen aller Art. Wasser muß von den Tuchen abfließen können. Stockflecken auf der Persenning sind Pilz- oder Bakterienbefall. Sie entstehen durch Feuchtigkeit , die sich über längere Zeit in dem Gewebe hält. Ursache sind oft "Wassersäcke" durch falsche Schnittführung oder fehlerhafte Abspannung. Mit der richtigen Tuchspannung werden Wasseransammlungen zwischen den Gestängen vermieden. Dabei darf die Spannung nicht so hoch sein, daß sich die Nähte ausweiten. Das würde zu neuen Leckagestellen führen.
Bei Sprayhoods selten, aber bei Persenning und Kuchenbude häufig: Kondenswasserbildung unter der Plane
Dieses Schwitzwasser bildet sich bei hoher Luftfeuchtigkeit innen und kühleren Außentemperaturen. Tagsüber erwärmt sich die Luft unter der Plane und nimmt vermehrt Feuchtigkeit auf, die sie abends an die kalte Abdeckung abgibt. Ist die Luftzirkulation eingeschränkt, reichert sich die Feuchtigkeit im abgedeckten Bereich an. Ein Eldorado für Pilze!
Gerade in der feuchten Jahreszeit, im Frühjahr und Herbst, ist die Belastung der Luft durch Schimmelsporen am höchsten. Luftfeuchtigkeit über 70 Prozent und Wärme lassen diese Sporen auf der Plane keimen. Luftaustausch ist hier die einzig wirksame Abhilfe. Eine wirkungsvolle Methode, die Plane zu hinterlüften, ist, sie lediglich bis zum zweiten Durchzug über die Reling laufen zu lassen. Sie ist hier gut zu spannen, um Pfützenbildung zu verhindern. Durch die offenen Seiten ist allerdings ein Teil des Decks der Witterung ausgesetzt, was aber besser ist, als Schimmelbefall. Aufgenähte Lufthutzen bringen kaum genug Luft unter die Plane!
Bei den zu verwendenden Tucharten gibt es viele Meinungen: atmen oder abdichten, beschichten oder offenporig?
Segelmacher sagen: Baumwollmischgewebe, solange es nichts Besseres gibt! Abdeckplanen müssen wasserdicht sein und dennoch den Luftaustausch ermöglichen. Atmungsaktivität als probates Mittel gegen Schwitzwasser. Wo keine Löcher sind, muß Kondenswasser durch die Plane ins Freie entweichen. Mischgewebe haben einen Baumwollanteil von 30 bis 40 Prozent. Angefeuchtet quellen die Baumwollfasern auf, der Stoff wird wasserdicht und kann dann dem Druck einer 70 Zentimeter hohen Wassersäule standhalten.
Volldralongewebe hat diese Eigenschaft nicht. Es tropft durch. Diese Gewebe müssen also beschichtet werden. Sie werden mit PVC bedampft und zwar, damit's maritim aussieht, auf der Innenseite. An der Sperrschicht sammelt sich Wasser und der Schimmel blüht... Sicherlich wäre die Schimmelbildung an der Sperrschicht noch stärker, wäre die Bedampfung außen.Dann käme noch Kondensfeuchte dazu.
Lastwagenplanen
werden im Yachtbereich wegen der unattraktiven Oberfläche nicht geliebt, auch wenn es da kaum Schimmelprobleme gibt. Volldralonstoffe sind heute im Sportbootbereich führend, wohl durch die geringeren Materialkosten. Baumwollmischgewebe sind eben teurer. Den Mehraufwand für die Verarbeitung dieser Stoffe:20 Prozent.Mischgewebe müssen heiß geschnitten werden, um die freien Fäden zu fixieren. Kalt geschnittene Baumwollmischgewebe fransen aus! jede Schnittkante muß eingeschlagen und vernäht werden. Gewebebahnen verbinden Segelmacher mit Kappnähten und doppeltem Stich. Sie verwenden dafür Quellgarn, einen baumwollumhüllten Polyesterfaden, der, angefeuchtet, die Nähte abdichtet.
Mischgewebe
werden zusätzlich imprägniert. Das dichtet den Stoff ab, erhält dabei aber die Atmungsaktivität und erleichtert die Reinigung. Spühimprägnierung soll nur auf die Außenseite, damit Wasser abperlt- beidseitiger Auftrag zerstört die Atmungsaktivität des Stoffes !
Imprägnierung ist offenbar wichtig... Sind da Gifte drin?
Die Frage nach den Wirkstoffen geht wie beim Holzschutz meist ins Leere. Der Grund: Es gibt in Deutschland keine Zulassungspflicht für Biozide außerhalb des landwirtschaftlichen Bereiches. Alle Stoffe, die nicht ausdrücklich durch die Chemikalienverbotsverordnung untersagt sind ( die Verordnung kann wegen der vielen neuen Stoffe gar nicht schnell genug aktualisiert werden...), dürfen, auf den Planen und schließlich im Meer auftauchen. Neben Pentachlorphenol (ja, wirklich! ,immer noch!) haben Dichlofluanid, Triazole und bestimmte TetraalkylAmmoniumsalze fungizide Wirkung. Auf den Listen der Inhaltsstoffe steht dann höchstens: "Wirkaktive Substanzen". Atmen Sie das Zeug bloß nicht ein! Die neue Biozidrichtlinie ist seit dem 14. Mai 1998 europaweit in Kraft. Danach werden alle Inhaltstoffe nach Einsatzzweck neu bewertet. Auch wenn diese Richtlinie inzwischen in nationales Recht umgesetzt ist, wird sich so schnell nichts ändern. Es besteht 10 Jahre Bestandsschutz - etwa bis 2018. Ein vorsichtiger Umgang mit Imprägniermittel ist deshalb geboten.
Für die Reinigung und Schimmelbeseitigung gilt das auch. Bleichen nach der Wäsche ist bei vielen Reinigungen üblich. Chlorgebleichte Tuche sehen einfach sauberer aus und verboten ist es auch nicht. Allerdings frißt Chlor nicht nur Schimmel, sondern auch Teile der Persenning, die dadurch immer dünner und rißempfindlicher wird.
Was tun? Am besten vorbeugen. Immer gut belüften und trocken lagern!