Halse bezeichnet ein Manöver beim Segeln, bei dem ein Fahrzeug mit dem Heck durch den Wind geht und die Segel anschließend auf der anderen Schiffsseite geführt werden.
Im Unterschied zum Schiften ist eine Halse immer mit einer Änderung des Kurses verbunden. Der Begriff leitet sich von den Halsen ab: Leinen, die am Hals eines Rahsegels angeschlagen sind, um das Segel auf einem Am-Wind-Kurs nach vorn zu holen.
Bei kräftigem Wind bedarf das Halsen großer Aufmerksamkeit. Bei unsauberer technischer Ausführung kommt es zu einer Patenthalse, bei der der Großbaum unkontrolliert auf die andere Seite umschlägt.
Das Manöver, bei dem das Fahrzeug mit dem Bug durch den Wind geht, heißt Wende. Anstatt einer Halse kann bei grobem Wetter und unerfahrener Besatzung eine Q- oder Kuhwende gefahren werden.
Die Halse auf Jollen und Yachten
Die Halse wird auf einem Raumwind- oder Vorwindkurs eingeleitet. Ein vorhandener Traveller wird zunächst mittig gesetzt. Man lässt das Fahrzeug behutsam so weit abfallen, bis das Vorsegel einfällt und der Vorschoter „Fock fällt!“ ruft. Auf größeren Yachten wird die Großschot zügig dichtgeholt, um ein unkontrolliertes Übergehen des Großbaums zu verhindern. Sobald das Heck durch den Wind gegangen ist, wird Stützruder gelegt (gegen die Drehrichtung gesteuert), um die Drehbewegung des Bootes aufzufangen. Groß- und Vorsegel befinden sich nun auf der anderen Schiffseite; ihre Schoten werden gefiert. Zuletzt gibt der Bootsführer den neuen Kurs bekannt und die Segel werden entsprechend eingestellt.
Abfolge der Segelkommandos beim Halsen
„Klar zum Halsen!“
(Antwort) „Ist klar!“
„Fier auf die Schoten!“
„Fock fällt!“
„Hol dicht die Großschot!“
„Rund Achtern!“
„Stützruder!“
„Fier auf die Großschot!“
„Neuer Kurs…“
Varianten der Halse
Von der üblichen Form der Halse, die gelegentlich Blockhalse genannt wird, unterscheiden sich die Regattahalse und die Gefahrenhalse.
Regattahalse
Eine schnellere Art zu halsen, und deswegen auf Regatten entwickelt, ist die Regattahalse, bei der das Dichtholen und Auffieren der Großschot entfällt. Der Steuermann ergreift auf Vorwindkurs den Großbaum oder die Großschot und schiftet den Baum auf die andere Schiffseite. Diese Art zu halsen erfordert mehr Übung und ist nur auf kleineren Booten mit leichten Bäumen beherrschbar.
Gefahrenhalse
Eine Gefahrenhalse ist der Regattahalse ähnlich. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass der Ausgangskurs ein Am-Wind-Kurs ist und eine Gefahr ein plötzliches Ausweichen nach Lee erfordert.
Es wird hart Ruder gelegt und abgefallen, die Schoten werden gefiert. Sobald ein Vorwindkurs erreicht ist, wird der Großbaum, wie bei der Regattahalse, auf die andere Schiffseite geschiftet. Wenn nötig, wird Stützruder gelegt und angeluvt. Die Schoten werden angeholt und der neue Kurs gesteuert.
Patenthalse
Als Patenthalse wird (ironisch) eine unbeabsichtigte Halse bezeichnet, auf die weder Schiff noch Mannschaft vorbereitet sind. Bei der Patenthalse fegt der Baum mitsamt dem Großsegel plötzlich, mit hoher Geschwindigkeit, von einer Schiffseite auf die andere. Das geschieht, wenn ein Schiff raumschots oder vor dem Wind fährt und dabei der Wind plötzlich von der anderen Seite in das Segel greift.
Meistens geht einer Patenthalse ein Fahr- oder Steuerfehler voraus. Andere Gründe können Wechsel der Windrichtung oder plötzliche Strömungswechsel sein, die das Boot drehen. Bei Fahrt in flachen Gewässern kann sich das Schwert von Segelbooten im Untergrund verhaken und wie ein Drehgelenk wirken. Eine weitere Ursache ist hoher Wellengang mit der Folge einer stark gierenden Yacht.
Bei Jollen besteht durch die ruckartige Verlagerung des Winddrucks erhöhte Kentergefahr. Durch den plötzlich übergehenden Baum bestehen bei einer Patenthalse jedoch auch sehr viel ernstere Gefahren für Schiff und Besatzung. War die Großschot zuvor weit aufgefiert, kann der Baum auf der Gegenseite in ein Want oder Backstag rauschen, die für seitlichen Druck nicht ausgelegt sind. Wenn sie daraufhin brechen, können an der Takelage Schäden bis hin zum Mastbruch die Folge sein. Befindet sich ein Besatzungsmitglied in der Bahn des umschlagenden Baumes oder der Großschot, oder ist es nicht auf die sich verändernde Krängung vorbereitet, besteht die Gefahr eines Über-Bord-Gehens. Ist das Opfer durch einen Schlag an den Kopf bewusstlos geworden, droht Todesgefahr, weil es nicht mehr selbst an Bord kommen kann (siehe auch Mann-über-Bord-Manöver).
Zur Verringerung der Unfallgefahr sollten sich Segler nicht oder nur gebückt in der Bahn des umschlagenden Baumes aufhalten und sich möglichst auf der Schiffsseite bewegen, auf der der Baum geführt wird. Eine Vorkehrung gegen eine Patenthalse ist der Bullenstander, der den Baum gegen ein Übergehen sichert.