1. Setzen
Nachdem der Spinnakerbaum und die Schoten vorbereitet wurden, ist es kurz vor dem Setzen - gleichgültig, ob aus dem Bugkorb, vom Lee-Vordeck oder aus dem Niedergang heraus gesetzt werden soll - zweckmäßig, das Unterliek auseinander zu ziehen. Die Luvschot (Achterholer) wird soweit gezogen, daß das Spi-Schothorn den Spinnakerbaum berührt. Das Lee-Schothorn wird - beim Setzen vom Vorschiff - bis fast zu Cockpit gezogen und dort mit der Leeschot vorbelegt. Diese Technik vermeidet, daß der Spinnaker beim Setzen zu einem "Stundenglas" oder einem anderen, chaosähnlichen Gebilde geformt wird; hierbei muß lediglich darauf geachtet werden, daß sich der Unterliekbereich nicht vom Wind aufbläht und über Bord weht. Ein gesetztes Vorsegel verhindert, daß sich der Spi um das Vorstag herum wickelt. Erst wenn der Spi hochgeholt wurde, darf der Spinnakerbaum nach Luv gezogen werden. Bei starkem Wind sollte der Rudergänger während des Setzens annähernd vor den Wind gehen, um den Spi vom Großsegel abdecken zu lassen.
2. Trimm
Stets sollte der Spinnakerbaum so weit es geht, nach Luv gezogen werden. Es muß dabei jedoch darauf geachtet werden, daß das Unterliek vom Vorstag nicht abgeknickt wird. Bei zu weit gefiertem Baum kann die Leeschot weit gefiert werden, das Unterliek befindet sich dann jedoch zu weit vor dem Boot. Die vom Wind gesehene projizierte Fläche verringert sich, Vortrieb geht verloren.
Der richtige Trimm ist dann erreicht, wenn das Spi-Unterliek hin und wieder leicht gegen das Vorstag tippt. Bei einigermaßen konstanten Windbedingungen wird die Luvschot belegt und der Spi ausschließlich mit der Leeschot gefahren. Dabei muß diese Schot im ständigen Wechsel schnell dichtgeholt werden, wenn das Luvliek einzuklappen beginnt und langsam gefiert werden, bis das Luvliek wieder beginnt einzufallen. Ein Spinnaker, der über einen Zeitraum von mehr als eine halbe Minute prall steht, wird schlecht gefahren. Denn das beweist, daß die Leeschot zu dicht gefahren wird.
Je härter und je raumer der Wind kommt, desto schwieriger ist jede Yacht mit Spinnaker auf Kurs zu halten. Deshalb gilt raumschots in harten Böen: rechtzeitig (!) abfallen. Dabei kann die Leeschot gefiert werden, das vermindert eine krängende Wirkung. Wer es besonders gut machen will, zieht dabei den Spinnakerbaum weiter nach Luv. Droht die Yacht aus dem Ruder zu laufen, dann darf die Leeschot vollständig losgeworfen werden. Der Spi weht dann wie eine Flagge nach Lee, richtet im Rigg keinen Schaden an und verringert vor allem die Krängung. NIEMALS darf in kritischen Situationen die Luvschot losgeworfen werden. Das kann dazu führen, daß der Spi weitab in Lee vom Boot zu Stehen beginnt und der Masttopp in die Nähe der Wasseroberfläche gezogen wird. Wer diesen wichtigen Luvschot-Hinweis berücksichtigt, kann sich auch Achtknoten auf den Schot-Enden erlauben. Ohne Knoten würde der Spi bei unbeabsichtigtem Lösen beider Schoten waagerecht in Masttopphöhe nach Lee flattern. Ein Einfangen des Tuches gelingt eventuell durch Platt-vor-dem-Laken-Steuern in der Abdeckung des Großsegels. Diese Abdeckung läßt sich durch eine nach Luv ausgebäumte Genua vergrößern.
Die Höhe des Spinnakerbaums richtet sich nach Kurs und Windstärke. Beide Schothörner sollten auf gleicher Höhe getrimmt werden. Bei zu hoch eingestelltem Lee-Schothorn ist das Leeliek zu offen, Vortrieb geht verloren. Wird es zu tief eingestellt, schließt das Leeliek; das führt nicht nur zu erhöhter Krängung, sondern schaufelt auch die Abwinde kräftig in das Großsegel. Auch das bremst. Bei sehr leichtem Wind hängt das leewärtige Schothorn herunter, also muß der Spinnakerbaum abgetoppt werden. Auf spitzen Raumschotskursen sollte der Spi flach getrimmt werden, vor allem bei viel Wind. Bei mittlerem Wind ist eine etwas bauchigere Form zweckmäßig. Auf windigen Vormwind-Kursen neigt ein zu bauchig getrimmter Spi dazu, sich und das Boot aufzuschaukeln. Hat ein solches unkontrolliertes Geigen eingesetzt, dann gilt für den Rudergänger: Immer dem Spinnaker hinterherfahren, um die krängende Wirkung in den Griff zu bekommen. Zieht also der schaukelnde Spi den Masttopp nach Luv: luven. Schleift hingegen die Nock des Großbaums durch das Wasser: abfallen. Ein flach getrimmter Spi und ein nach vorn verlagerter Holepunkt der Leeschot vermindern die Neigung zum Aufachaukeln.
3. Bergen
Das Wegnehmen eines Spi's - auch bei viel Wind - ist relativ problemlos. Der Rudergänger bringt das Boot annähernd vor den Wind. Langsam wird der Spinnakerbaum gefiert und die Leeschot dichtgeholt. Dann wird der Spi in der Abdeckung des Großsegels einfallen und kann ohne Hektik unterhalb des Großbaums einkassiert werden. Spinnakerfall und Luvschot (!) werden dabei in analoger Geschwindigkeit des Einsammelns gefiert.
Hinweis: Ein Spinnaker-Bergeschlauch ist eine lohnenswerte Anschaffung, insbesondere, wenn eine Yacht mit nur zwei Personen gesegelt wird. Auch Halsen werden damit wirkungsvoll entschärft. Mit seiner Hilfe wird das Spinnakern auch für weniger geübte Crews bedeutend erleichtert.