Schäkel, Karabiner & Co gehören noch lange nicht zum alten Eisen - sie sind nach wie vor die Standard-Befestigungselemente bei der Decksausrüstung und dem Rigg.
Dabei gibt es eine fast unüberschaubare Vielfalt an verschiedenen Ausführungen. Jede Version dieses Themas hat individuelle Vor- und Nachteile. Wenn diese bei der Auswahl berücksichtigt werden, kann die Leistung und die Zuverlässigkeit des Bootes deutlich gesteigert werden.
Fallen
Ein klassisches Anwendungsfeld für Schäkel sind die Fallen. Hier muß auch wieder differenziert werden. An ein Verbindungselement zwischen Spifall und Spinnaker werden ganz andere Anforderungen gestellt als beim Großfall. Während das Großsegel nur am Anfang und am Ende des Törns oder eines Regattatages an-, beziehungsweise abgeschlagen wird, muß das Spifall oft, schnell und zuverlässig gehandhabt werden können. Ebenso verhält es sich mit dem Fockfall, bei einem Vorsegelwechsel. Hier haben sich Schnappschäkel bewährt. Der Schäkel am Spifall muß überdies mit einem Wirbel versehen sein, damit sich der Spikopf drehen kann, falls die berühmte „Eieruhr“ einmal passieren sollte. Für das Fockfall ist das nicht erforderlich.
Die technischen Anforderungen an einen Großfallschäkel sind eher gering. Er muß nur der Zugkraft des Falls gewachsen sein. Ferner sollte er nicht zu lang sein, damit das Segel auch wirklich bis zur Meßmarke hoch gezogen wird. Wichtig ist hingegen, daß die Mechanik auch mit klammen Fingern noch bequem zu handhaben ist, da das Großsegel auch mal nachts, nach mehreren Stunden anstrengender Segelei, abgeschlagen werden muß. Ein Schlüsselschäkel ist dafür besser geeignet als ein Schraubschäkel.
Es ist sinnvoll, wenn dieser mit einem Steg versehen ist, so daß er sich nicht im geöffneten Zustand vom Fall lösen kann. Auch der Bolzen soll sich nicht vom Schäkel lösen können. Dafür gibt es spezielle Ausführungen. Holt-Allen hat beispielsweise einen guten Schäkel für kleine Boote, die mit Drahtfallen ausgerüstet sind. Diesen leichten „Bayonet Halyard Shackle“ wird beispielsweise standarmäßig auf dem Star verwendet. Er hat eine minimale Baugröße, um den Abstand zwischen der Fallrolle und dem Segel klein zu halten. Der Bolzen mit Schlüsselform wird nicht, wie üblich, durch den Bügel des Schäkels gespannt sondern durch eine kleine Feder auf dem Bolzen. Das Griffstück besteht aus einem gerändelten Rundmaterial. Dadurch lässt er sich sehr leicht drehen. Dieser Beschlag ist ein Beispiel dafür, wie einfache technische Gegenstände intelligent optimiert werden können.
Gestanzte Schäkel aus gebogenem Flachmaterial sollten wegen der Kanten nicht in Tauwerk eingebunden werden. Dafür eignen sich Beschläge aus Rundstahl besser. Für hohe Belastungen gibt es auch spezielle Ausführungen, die einen aufgespritzten Scheuerschutz aus Kunststoff besitzen. Diese Schäkel sollten jedoch eingespleißt werden, was Probleme geben könnte. Ein Groß-oder ein Spifall wird unmittelbar vor dem Schäkel über die Rolle in den Mast geführt, so daß der Spleiß mit über den Radius gezogen wird. An dieser Stelle ist das Tau aber relativ steif weshalb sich die Seele quasi von innen her aufreiben könnnte.
Schoten
Wenn der Spleiß gestreckt bleibt, beispielsweise bei Schoten oder anderen hoch belasteten Stropps ist das eine gute Lösung. Allerdings sind Rundstahlschäkel relativ schwer, warum sie sich nur bei sehr großen Booten in der Fockschot eignen. Nicht unbedingt leichter, aber einfacher zu handhaben, sind in diesem Fall wiederum Schnappschäkel. Vor allem bei einem Segelwechsel gibt es fast keine schnellere Lösung. Boote, die ein Vorsegel über einen großen Windbereich einsetzen und dieses darum auch nicht wechseln, sind am besten bedient, wenn die Schot geknotet wird. Das ist leicht und zuverlässig. Ein Palstek ist jedoch relativ lang. Auf vielen Booten, beispielsweise beim FD oder auf verschiedenen Kielbooten, ist wenig Platz zwischen Holepunkt und Segel. Hier wird einfach der Tampen durch das Schothorn gesteckt und mit einem Achtknoten befestigt. So kann das Segel direkt bis zum Holepunkt gezogen werden. Die dadurch endlos geführte Genuaschot reduziert die lose Leinenlänge und somit das Chaos im Cockpit.
Spischoten
Die Befestigungsart der Spischoten muß gründlich durchdacht werden. Hier treten einerseits sehr hohe Lasten auf, andererseits macht sich bei Leichtwind jedes Gramm Gewicht unangenehm bemerkbar. Ein kleiner Jollenspi, der permanent angeschlagen bleibt, wird am besten geknotet. Bei einem großen Spinnaker, der nach jedem bergen neu klariert werden muß, ist das zu umständlich. Hier liefern leichte Brummelhaken aus Aluminium gute Ergebnisse. Auch die Nab-Schäkel von Lewmar können für kleinere Spis eingesetzt werden. Das sind Schnappschäkel aus Kunststoff mit einer relativ hohen Bruchlast von 275 Kilogramm. Allerdings kann es leicht vorkommen, daß diese im „Eifer des Gefechts“ nicht korrekt verschlossen werden und sich dann lösen. Auf großen Booten werden vorwiegend Schnappschäkel verwendet, die sich auch unter Last öffnen lassen. Das ist sinnvoll, weil solche Spinnaker sonst kaum zu bergen sind.
Andere Anwendungen
Schäkel werden auch in anderen Bereichen verwendet. Beispielsweise um Blöcke irgendwo zu befestigen. Ein Block muß sich im richtigen Winkel zur Leine ausrichten können. Oft werden dafür gedrehte Schäkel oder Ausführungen mit Wirbel verwendet. Ein Wirbel kann aber auch Probleme bereiten, und zwar dann wenn der Block entlastet ist. Dann kann sich dieser drehen und verkanten. Wenn Zug auf die Leine kommt, funktioniert das System nicht mehr.
Ein Schäkel muß aus diesem Grund so schmal wie möglich gewählt werden. Auf der sicheren Seite befindet sich, wer eine Feder über den Schäkel stülpt. Dann kann nichts mehr verkanten. Ein möglichst schmales Verbindungsglied wird auch mehr auf Zug belastet und weniger auf Biegung. Nur so kann die errechnete Arbeitslast erreicht werden. Wenn ein Bolzen von 25 Millimetern Länge unter einem Befestigungsbügel von 6 Millimetern Breite verläuft, wird er auf Biegung belastet. Ein Bolzen, der auf seiner ganzen Länge aufliegt, erfährt nur Scherkräfte an der Bügelbohrung und am Gewinde.
Karabinerhaken
Karabinerhaken haben im Rigg eines Segelbootes grundsätzlich nichts zu suchen. Zu groß ist die Gefahr, dass sich diese irgendwo einhängen und nicht mehr gelöst werden können. Man stelle sich ein Großsegel vor, das mit einem Karabiner am Fall befestigt wird. Auf dem Vorwindkurs, wenn das Segel ganz aufgefiehrt ist, schnappt der Haken im Oberwant ein. Das Segel kann dann weder geborgen noch dichtgeholt werden. Bei viel Wind wird so etwas zu größeren Schäden führen.
Bei Festmacherleinen oder an Lifebelts leisten Karabiner dagegen gute Dienste, wenn man die Bruchlastangaben der Hersteller genau beachtet. Karabiner erscheinen, wohl aufgrund ihrer Grösse, oft stabiler als sie es in Wahrheit sind. Die angegebenen Festigkeitswerte werden überdies nur im verriegelten Zustand erreicht. Darum muß geprüft werden, ob der Haken einwandfrei geschlossen ist. Bei den Verschlüssen gibt es verschiedene Ausführungen. Die preisgünstigen Standardteile können sich, durch zahlreiche Hinterschneidungen, leicht an Leinen und anderen Gegenständen verhaken. Das kann eine lästige Fummelei hervorrufen. Durchdachte Ausführungen haben keine Hinterschneidungen.
Wenn beispielsweise, zwischen zahlreichen dünnen Streckern hindurch, der Heißstropp in den Katakomben eines Starbootes eingepickt werden soll, muß ein anderer Karabiner verwendet werden als für den Festmacher eines Motorbootes, der in einem Auge eingehängt wird. Für solche Anwendungen gibt es auch Karabiner mit allerlei Sicherungen, die sich nicht von allein lösen können.
Materialien
Die meisten Beschläge, die man heutzutage im Fachhandel bekommt bestehen aus Edelstahl AISI 316. Das ist die amerikanische Bezeichnung für den Werkstoff nach 1.4401 nach europäischer Bezeichnung. Landläufig, aber nicht mehr korrekt, als V4A bezeichnet. Etwas billigere Ausführungen bestehen aus AISI 304 oder 1.4301. V4A mit der Werkstoffnummer 1.4401, enthält 2-2,5 Prozent Molibdän. Dadurch ist er in maritimer Umgebung Korossionsbeständiger. Dieser Aspekt spielt auf einem Binnensee aber eine untergeordnete Rolle. Wird das Boot jedoch auch im Salzwasser benutzt, sollte darauf geachtet werden. Auf großen Regattayachten wird auch der hochfeste Werkstoff AISI 630, in Europa als 1.4542 bezeichnet, eingesetzt.
Titanbeschläge sind sicher nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Damit lässt sich etwa 40 Prozent Gewicht einsparen. Allerdings mit einem enormen finanziellen Aufwand. Nicht nur das Material ist sehr teuer, auch die Verarbeitung ist erheblich aufwendiger als bei Stahl. Beschläge aus Messing oder Bronze findet man eigentlich nur noch auf Oldtimern. Allerdings müssen diese, wegen der vergleichsweise geringen Festigkeit erheblich größer und schwerer ausfallen.
Das Herstellungsverfahren hat ebenfalls einen Einfluß auf die Festigkeit. Ein geschmiedetes Teil ist einem Gußteil überlegen. Die Festigkeit wird bei einem Schäkel primär durch den Bolzendurchmesser bestimmt. Bei gleichmäßiger Belastung des Bolzens unterscheiden sich daher gestanzte Schäkel aus Flachstahl nicht wesentlich von den geschmiedeten Ausführungen. Rutscht aber die Last auf eine Seite des Bolzens, wird der gestanzte Schäkel schnell verbiegen und kaum mehr zu öffnen sein.
Bolzen und Quick-Pins
Manche Schäkel besitzen auch Bolzen ohne Gewinde. Diese werden mit einem Splint oder einem Splintring gesichert. Das ist sinnvoll, wenn der Schäkel nur selten geöffnet wird, weil man sicher sein kann, daß er sich nicht unbeabsichtigt löst. Probleme kann es allerdings geben, wenn sich eine Leine oder das Garn einer Segelnaht im Splintring verhakt. Darum müssen solche Elemente grundsätzlich abgeklebt werden.
Eine feine Sache sind die sogenannten Quick-Pins. Das sind Kugelsperrbolzen oder Ausführungen mit Klappnase. Ein großer Vorteil dieser Bolzen ist, daß sie auch an unzugänglichen Stellen, wo man sich „durchtasten“ muß, eine schnell lösbare und vor allem sicher arretierbare Verbindung schaffen.
Bei Anwendungen im Rigg oder an anderen unzugänglichen Stellen, sind Schraubschäkel mit Inbusbolzen sinnvoll. Hier gibt es keine vorstehenden Teile, an denen sich etwas verfangen kann. Es hat sich auch bewährt solche Verbindungen mit einer wieder lösbaren Gewindesicherung, beispielsweise von Locktite, zu versehen. Das ist eine flüssige, Substanz, die auf das Gewinde aufgetragen wird und bei Kontakt mit Metall zu einem elastischen, festen Kunststoff vernetzt.
Bruch- und Arbeitslast
Die „Sichere Arbeitslast“ muß als oberes Limit für den Einsatz eines Beschlages angesehen werden. Das ist die Kraft, der das Bauteil ausgesetzt werden kann, ohne funktionsuntüchtig zu werden. Ein Schäkel wird hier beispielsweise verbiegen, und sich hinterher nur noch mit Gewalt öffnen lassen. Von den meisten Herstellern wird dabei eine „doppelte Sicherheit“ einkalkuliert. Das heißt, daß die angegebene Arbeitslast der halben Prüflast entspricht. Dadurch wird einerseits eine gewisse Serienstreuung ausgeglichen, andererseits auch eine verminderte Festigkeit durch Alterung berücksichtigt.
Erst beim erreichen der Bruchlast wird das Bauteil reißen. Diese Werte sind von den Herstellern meist experimentell ermittelt worden, so dass sie der Praxis entsprechen.