An die Teerklumpen an der Küste hat man sich fast schon gewöhnt. Doch jetzt werden immer häufiger auch Parafinreste angespült. Die klebrigen Klumpen stammen von Tankspülungen auf hoher See.
Besonders jetzt in den stürmischen Wintermonaten ist der Abfall im Spülsaum zu finden. Die klebrige Masse gelangt natürlich auch ins Wattenmeer. Von offizieller Seite wird behauptet, es bestünde keine Gefahr. In Deutschland werden diese Probleme daher kaum thematisiert. In Dänemark hingegen wächst auf kommunaler Ebene der Widerstand. Dort wenden die Gemeinden jährlich Millionen auf, um die zähen Substanzen von den Stränden zu entfernen.
Bei einer kürzlich stattgefundenen Informationsveranstaltung in Göteborg war die Verunreinigung durch Paraffin ein Schwerpunktthema. Nach einhelliger Meinung könne es nicht länger hingenommen werden, dass Schiffe außerhalb der 12-Meilen-Zone ganz legal ihre Tanks reinigen und dabei die Paraffin-Partikel ins Meer ablassen. Besonders bedenklich sei es, dass die Substanzen ungehindert ins Wattenmeer gelangten, wo sie nicht wie an Stränden entfernt werden können.
Es wurde eine stärkere Überwachung des Wattenmeere gefordert. Außerdem sollten die Gesetze so geändert werden, dass die Tankspülung auch außerhalb der 12-Meilen-Zone verboten seien. Die Paraffin-Partikel schädigen viele Organismen, u. a. verkleben sie das Gefieder von Vögeln und vergiften Tiere, die Paraffin mit der Nahrung aufnehmen. Zudem wurde ein besonderes Registrierungssystem VTS (Vessel Traffic System) für das Wattenmeer gefordert, um bei Paraffin-Verunreinigungen rascher die Urheber aufspüren zu können.
Im Falle eines Unfalls könne die dänische Umweltbereitschaft (in Dänemark eine Art Technisches Hilfswerk speziell für Umweltkatastrophen) im Wattenmeer nur wenig bei Verunreinigungen größeren Ausmaßes ausrichten, weil die Umwelteinsatzschiffe nicht in den Flachwasserbereichen des Wattenmeeres eingesetzt werden könnten.
Die Schutzstation Wattenmeer, die seit Jahrzehnten an der schleswig-holsteinischen Wattenmeerküste im Naturschutz engagiert ist, registriert ebenfalls seit Jahren Paraffin-Anschwemmungen auch auf der Insel Sylt. Paraffin, das z. B. in Kerzen enthalten ist, gilt auch hier als ungefährlich.
Allerdings stammt das Paraffin, das angeschwemmt wird, aus Öltanks, in denen die aus langen Ketten von Kohlenstoffatomen bestehenden Paraffine ausgefällt werden. Es handelt sich deshalb nicht um „sauberes“ Paraffin, sondern es ist verunreinigt mit in der Schifffahrt verwendetem Schweröl, das nicht nur Vogelgefieder verkleben lässt, sondern auch Kleinstlebewesen und Fischlaich bei Berührung vergiftet.