Das Emssperrwerk wird zehn Jahre altSeit zehn Jahren gibt es nun das Emssperrwerk bei Gandersum und immer noch scheiden sich an dem 223 Millionen Euro teuren Bauwerk die Geister. Befürworter preisen es als Bollwerk gegen Sturmfluten und Wettbewerbshilfe für die Schifffahrt, Gegner verfluchen es als ökologische Katastrophe.

Am 6. September 2002 eröffnet der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder und der damaligen niedersächsische Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel das 476 Meter lange Sperrwerk. Das Emssperrwerk wurde als Sturmfluteschutz deklariert und gilt nach wie vor als eines der umstrittensten Bauwerke in Niedersachsen.

Schon vor dem ersten Rammschlag 1998 beginnen die juristischen Auseinandersetzungen, die bis zum Ende 2006 mit einem Vergleich vor dem Bundesverwaltungsgericht Bau und Betrieb begleiteten. Naturschutzverbände hielten das Sperrwerk für unvereinbar mit dem Umweltrecht und klagten bis zum Bundesverwaltungsgericht. Zwischenzeitlich erwirkten die Sperrwerksgegner sogar einen einjährigen Baustopp.

Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen kritisieren vor allem die massiven Auswirkungen auf das Ökosystem Ems. Probleme wie die zunehmende Fließgeschwindigkeit und der sinkende Sauerstoffgehalt hätten sich nach Meinung der Gegner sogar noch verschärft.

Konzipiert wurde das Emssperrwerk zwar zum Schutz gegen Sturmfluten und siebenmal wurden deswegen auch seit der Eröffnung die Tore geschlossen. 24 Mal dagegen wurde mithilfe des Sperrwerks die Ems aufgestaut, um Kreuzfahrtschiffen mit einem Tiefgang von bis zu 8,50 Meter die Flusspassage zu ermöglichen.

Das dreh- und versenkbare Tor der Hauptschifffahrtsöffnung lässt sich innerhalb von 30 Minuten schließen und innerhalb von 45 Minuten öffnen. Wenn der aufgestaute Wasserstand für die Schiffsüberführung immer noch nicht ausreicht, können sechs große Pumpen 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde flussaufwärts bewegen. Auch dies war bereits fünf Mal erforderlich.

Mitte September wird das Sperrwerk erneut geschlossen, wenn die 319 Meter lange "Celebrity Reflection" erwartet wird. Tausende Schaulustige werden an den Emsdeichen stehen, um das Spektakel zu beobachten. Viele von ihnen kennen auch das Sperrwerk aus nächster Nähe, denn trotz des Streits um Sinn oder Unsinn ist es ein Touristenmagnet. Mehr als 100.000 Menschen haben nach Angaben der Touristikgesellschaft Südliches Ostfriesland bereits an öffentlichen Führungen teilgenommen.

Chronologie des Emssperrwerks bei Gandersum

  • März 1997: Beginn der Planungen.
  • Dezember 1997: Der Erörterungstermin mit zahlreichen Einwänden von Gegnern dauert 15 Tage.
  • März 1998: Vergabe des Bauauftrags an eine Arbeitsgemeinschaft mehrerer Unternehmen.
  • September 1998: Baubeginn
  • November 1998: Umweltschützer erwirken einen Baustopp.
  • Oktober 1999: Weiterbau nach einem Gerichtsbeschluss.
  • Mai 2001: Verwaltungsgericht weist Klage des Umweltverbandes BUND ab.
  • September 2002: Eröffnung durch Bundeskanzler Gerhard Schröder und Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel.
  • November 2002: Inbetriebnahme mit einem Probestau.
  • Dezember 2004: Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg. Das Emssperrwerk ist mit deutschem und europäischem Umweltrecht vereinbar. Die Berufung des BUND wird abgewiesen.
  • Dezember 2006: Ende der jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen mit einem Vergleich vor dem Bundesverwaltungsgericht. Der BUND zieht seine Klage zurück, das Land Niedersachsen stellt im Gegenzug neun Millionen Euro für den Umweltschutz an der Ems zur Verfügung. Kritiker sagen, der BUND hätte sich kaufen lassen.
  • November 2010: Bei dem Versuch das Sperrwerk als s.g. Schlickbremse einzusetzen entstehen schwere Schäden, deren Beseitigung  ca. 5 Millionen Euro kosten.
  • Dezember 2010: Das WSA gibt bekannt, dass trotz des Sperrwerks für die Meyer-Schiffe genauso viel gebaggert werden müsse, wie vor dem Sperrwerksbau. Die Baggerkosten belaufen sich auf 10-20 Millionen Euro jährlich.
  • Mai 2012: Erneut soll versucht werden, das Sperrwerk als s.g. Schlickbremse einzusetzen.

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