Mit knapp 700.000 Euro fördert das Land Niedersachsen ein Pilotprojekt zur Ansiedlung des Europäischen Hummers im Offshore-Windpark „Riffgat“. Forschende des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, starten jetzt die Aufzucht von 3.000 Hummern, die sie im Jahr 2014 auswildern werden. Sie wollen untersuchen, ob sich Hummer erfolgreich zwischen den Windrädern ansiedeln.

 

Mit dem Bau von Windparks auf hoher See entstehen am Meeresgrund der Nordsee neue Strukturen. Sand- und Schlickböden dominieren den Untergrund in der Deutschen Bucht, Windräder bieten dort als so genanntes Hartsubstrat anderen Lebensgemeinschaften einen neuen Siedlungsraum. Ein Beispiel für Hartbodenbewohner ist der Europäische Hummer, der sich als nachtaktives Tier tagsüber in Höhlen versteckt. Forschende der Biologischen Anstalt Helgoland, die zum Alfred-Wegener-Institut (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, gehört, wollen Hummer in diesem neu entstehenden Lebensraum aussetzen.

Das Land Niedersachsen, vertreten durch den NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), finanziert das dreijährige Pilotprojekt „Hummeransiedlung im Windpark ‚Riffgat’“ mit knapp 700.000 Euro. Das Geld stammt aus der Ersatzgeldzahlung nach Naturschutzrecht für den Windpark „Riffgatt“. Für die Verwendung dieser Mittel wurde ein Vertrag geschlossen zwischen dem NLWKN und dem AWI. Das Projekt soll die grundsätzliche Möglichkeit sowie die Voraussetzungen und ökologischen Konsequenzen einer solchen Hummeransiedlung untersuchen.

 

„Die in großer Zahl in den nächsten 15 Jahren in der Deutschen Bucht entstehenden Windparks stellen zwar einerseits einen Eingriff in das Ökosystem dar, könnten aber auch mit Maßnahmen zu einer ökologischen Aufwertung verbunden werden“, sagt Prof. Dr. Heinz-Dieter Franke, AWI-Biologe auf Helgoland. So schaffe etwa die Sperrung der Windparks für die industrielle Fischerei Fischen und der wirbellosen Bodenfauna einen dringend benötigten Schutz- und Erholungsraum. Zudem könnten in ihrem Bestand bedrohte Bewohner von Hartböden zusätzlichen Lebensraum erhalten. Dies gilt auch für die Population des Europäischen Hummers in der Deutschen Bucht, die im Wesentlichen auf das Felsgebiet um die Insel Helgoland beschränkt ist. „Trotz Schutzmaßnahmen hat sich die Hummerpopulation bis heute nicht von einem starken Einbruch in den 1950er und 1960er Jahren erholt“, so Franke. Eine erfolgreiche Ansiedlung der Tiere in den Steinfeldern, die als Kolkschutz die einzelnen Windkraftanlagen umgeben, könnte zu einer langfristigen Stabilisierung der Population beitragen.

Die Arbeiten werden in enger Kooperation mit dem Betreiber Offshore-Windpark RIFFGAT GmbH & Co. KG, Oldenburg (ein Zusammenschluss des Energiebetreibers EWE und der Unternehmensgruppe ENOVA) und mit dem Projektpartner datadiving GmbH GmbH & Co. KG um den wissenschaftlichen Taucher Dr. Roland Krone durchgeführt. AWI-Wissenschaftlerin Dr. Isabel Schmalenbach wird 3.000 Tiere in einer Anlage auf Helgoland im nächsten Jahr aufziehen. Wenn die Junghummer dann etwa zehn Zentimeter groß sind, setzt die Forscherin sie gemeinsam mit Tauchern von datadiving im Windpark aus. In den Folgejahren untersuchen Schmalenbach und Krone in den Hummeransiedlungsgebieten und in einem Referenzgebiet, wie viele der Jungtiere sich erfolgreich in den Steinfeldern ansiedeln, ob sie in einem Steinfeld bleiben oder sich in einem benachbarten eine Höhle suchen, wie sich die Begleitfauna (Großkrebse und Fische) entwickelt und ob wilde Hummer zuwandern. Das Projekt stützt sich dabei auf die langjährigen Erfahrungen mit Aufzucht- und Aussetzprogrammen von Junghummern bei Helgoland.


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