Das Land Schleswig-Holstein sorgt sich um das Wattenmeer und will daher massiv Sand aufspülen.
"Das Wattenmeer wird ertrinken", ist das düstere Szenario, das der schleswig-holsteinische Umweltminister in einer Pressekonferenz beschrieb. Die Landesregierung geht davon aus, dass der Klimawandel massiv den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer bedroht. Um dem Anstieg des Meeresspiegels entgegenzuwirken, wurde daher eine langfristige Strategie „Wattenmeer 2100“ beschlossen. "Ein ganz weiter Blick über den Tellerrand", sagte der Umweltminister. Der Plan sieht massive Sandaufspülungen vor, wie sie zum Schutz der Insel Sylt schon seit Jahrzehnten vorgenommen werden. Auf diese Weise soll das Wattenmeer mit dem Meeresspiegel nach oben wachsen.
Auf Sylt werden jährlich etwa eine Million Kubikmeter Sand zum Preis von mehr als sechs Millionen Euro aufgespült. Künftig sollen es vier Millionen Kubikmeter werden, sagte der Leiter des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz. Wann dies im großen Stil starten soll, ist offen.
"Steigt der Meeresspiegel, tauchen im schlimmsten Fall Wattflächen und Salzwiesen ab und verschwinden. Sie ertrinken förmlich.", erläuterte der Umweltminister. Dies hätte nicht nur enorme Auswirkungen auf die einmalige Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch auf den Küstenschutz.
Bei den Kosten für Sandaufspülungen müsse man Naturverlust, Anstrengungen im Küstenschutz und den drohenden Verlust der Lebensmöglichkeiten auf den Halligen gegenrechnen. In den Küstenschutz fließen jährlich 60 bis 70 Millionen Euro.
Spätestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts seien in der Region verstärkte Klimaanpassungsmaßnahmen erforderlich. Wenn der Meeresspiegel stärker steige, brauche das Wattenmeer mehr Sediment zum Mitwachsen. Der Umweltminister kann sich auch vorstellen, Sand zu verwenden, der bei der geplanten Vertiefung des Nord-Ostsee-Kanals anfällt und sonst in die Ostsee gekippt werden würde.
Erste Schritte zur Umsetzung der Strategie würden bereits umgesetzt, sagte der Minister. Die „Wattenmeerstrategie 2100“ wurde in einem zweijährigen Projekt von Experten aus der Küstenschutz- und Nationalparkverwaltung des Landes unter Beteiligung nichtstaatlicher Organisationen erstellt. Zu letzteren gehörten die Insel- und Halligkonferenz, die Schutzstation Wattenmeer und der WWF.